60 Gäste diskutierten Wege zwischen Erhalt und Erneuerung

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Beim Baukulturstammtisch „Denkmal Zukunft Steyr“ im Museum Arbeitswelt diskutierten rund 60 Gäste, wie das historische Erbe der Stadt bewahrt und gleichzeitig zukunftsorientiert weiterentwickelt werden kann. Veranstaltet wurde der Abend vom afo - architekturforum oberösterreich, von der Katholischen Privatuniversität Linz, den polyloq Architekten und der Zukunftsregion Steyr.

Moderiert von Veronika Müller von der KU Linz, führten Fachleute, Politiker:innen und Bürger:innen einen offenen Dialog darüber, wie Denkmalpflege, Architektur, Wirtschaft und Stadtgesellschaft zusammenwirken können, um Steyr lebendig und attraktiv zu erhalten. 

Bürgermeister Markus Vogl skizzierte die doppelte Verantwortung, die Steyr trägt: einerseits das unverwechselbare Stadtbild zu bewahren, andererseits die Zukunft aktiv zu gestalten. „Wir dürfen kein Museum sein, sondern es muss auch möglich sein, Neues zu bauen. Gleichzeitig müssen wir auf den Bestand schauen. Bauwerber brauchen festgelegte Rahmenbedingungen, die nachvollziehbar sind und auf die sie sich verlassen können“, sagte Vogl. Auch Gabriele Schnabl, Leiterin der Abteilung Hochbau und Altstadterhaltung, sah den Mut zu Neuem in Steyr wie am Beispiel Taborlift vorhanden. Zugleich müsse aber überlegt werden, welche Eingriffe wirklich notwendig seien. Das Steyrer Stadtbild verfügt über einen außergewöhnlich dichten Bestand an baukünstlerischen Besonderheiten. „Es ist Aufgabe und Chance zu gleich, diese einzigartigen Qualitäten bewusst wahrzunehmen, sichtbar zu machen und in ihrer Bedeutung hervorzuheben“, so Schnabl.

Initiator des Abends, Architekt Thomas Scheiblauer, wies darauf hin, dass Steyr einerseits als „schönste Stadt der Welt“, andererseits als „Ort der Leerstände“ wahrgenommen werde. „Beides ist nicht ganz richtig – entscheidend ist, dass wir unser Potenzial nützen und an die Umsetzung denken“, so Scheiblauer. Tatsächlich verfüge Steyr über eine sehr gute Grundsubstanz und einen gesunden Branchenmix, der Chancen für die Stadtentwicklung eröffne.
Daniel Resch, Landeskonservator für Oberösterreich, erläuterte das Zusammenspiel von Denkmalpflege, Denkmalschutz und Ortsbildschutz. Wirtschaftlichkeit müsse zwar einfließen, sei aber nicht allein ausschlaggebend. Er hob zudem den besonderen Servicecharakter des Denkmalschutzes in Steyr hervor, der österreichweit beispielgebend sei.

In der Diskussion prallten unterschiedliche Perspektiven aufeinander: Während Investor Leopold Födermayr eine stärkere Gewichtung wirtschaftlicher Aspekte forderte, konterte Clemens Quirin vom architekturforum oberösterreich, dass Ökonomie in Österreich häufig an erster Stelle stünde, nicht etwa Qualität und Ökologie. Ein Beispiel sei, dass wir aus wirtschaftlichen Gründen viel zu viel abbrechen und neu bauen. Das sei zwar kurzfristig günstiger, langfristig aber alles andere als nachhaltig: „Das gilt sowohl für denkmalgeschützte Gebäude, wie auch für Baubestand, der auf den ersten Blick nicht so erhaltenswert erscheint“, sagt Quirin. Andreas Henter von tp3 Architekten formulierte pointiert: „Das Bundesdenkmalamt muss Defibrillator sein – und nicht nur Konservator.“
Im Verlauf des Abends wurde die Notwendigkeit betont, historische Substanz sorgfältig zu sanieren, zeitgemäße Nutzungskonzepte zu entwickeln und wirtschaftliche Machbarkeit stets mitzudenken. Besonders hervorgehoben wurden die Bedeutung der Dachlandschaft für das Stadtbild, die Erfordernis zeitgemäßer und nachhaltiger, aber auch denkmalgerechter Sanierungen sowie die Rolle des Gestaltungsbeirats als Motor für qualitätsvolle Lösungen.
Einigkeit bestand darin, dass Fortschritte nur durch gute Kommunikation, fundierte Bestandsuntersuchungen und die enge Zusammenarbeit von Eigentümer:innen, Stadt, Land und Bund möglich sind. 

Der Diskurs wird im November fortgesetzt: Am 24. November um 14 Uhr und am 25. November 2025 um 9 Uhr lädt das Bundesdenkmalamt zum Fachgespräch „Zwischen Alt und Anders – Umbaukultur für eine lebendige Zukunft“ in die Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz (Salesianumweg 3). Am 26. November 2025 von 13 bis 18:30 Uhr präsentiert die Business Upper Austria im Alten Theater Steyr unter dem Titel „Land in Sicht – Brachflächen in OÖ nutzen 2025“ Ideen für die Wiederbelebung brachliegender Flächen und leerstehender Gebäude.

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Baukulturstammtisch